Labil stabil
PolitikerInnen, ÄrztInnen, VerwaltungsmitarbeiterInnen, Fachleute blickten über ihren jeweiligen Tellerrand hinaus und tüftelten an Konzepten, die national (noch gar) nicht vorgesehen waren. Sie wollten etwas tun gegen das Drogenelend am Platzspitz und Letten. Kaum ein Tag ohne eine herzzerreissende Todesanzeige, kaum ein Heimweg ohne Auseinandersetzung mit Drogendealern. Tempi passati. Ist man verleitet, zu meinen.
Heute beherrschen die Drogensüchte unser Strassenbild nicht mehr, kaum jemand stirbt am Konsum illegaler Substanzen. Aber das Problem ist weiterhin da und das Gleichgewicht ungeahnt labil. Der Schwarzmarkt verdient sich eine goldene Nase, PolizistInnen leisten fruchtlose Sisyphusarbeit, KonsumentInnen kaufen im Hinterhof Stoff, von dem sie keine Ahnung haben können, wie stark, wie gestreckt, wie gefährlich er ist.
Wir können etwas tun, damit es nicht wieder so weit kommt wie vor 25 Jahren. Teilweise geht es ohne Aufmüpfigkeit, denn andere Länder haben uns inzwischen überholt, zum Beispiel beim Cannabis. Doch auch über Cannabis hinaus braucht es nationale Entscheidungsfreudigkeit. Lassen wir uns nicht auf dem Weg zu einer modernen, vernünftigen und sachlichen Drogenpolitik bremsen. Auf dass englische Podcasts bald von neuen Erfolgen in der Zürcher Drogenpolitik berichten können.