Hooligans gegen Soziokultur
In einer Volksabstimmung von 1999 entschieden die Stimmberechtigen, „soziokulturelle Aktivitäten auf Ebene der Quartiere und der ganzen Stadt zu unterstützen, um den Zusammenhalt, die Eigeninitiative und das Sicherheitsgefühl der Bewohnerinnen und Bewohner zu stärken». Ableitend aus diesem Entscheid nimmt die Stadt eine wichtige Aufgabe bei der Finanzierung der Soziokultur wahr. Im Gemeinderat ging es darum, die Beiträge für alle Einrichtungen nicht mehr unbefristet zu sprechen, sondern sie alle 6 Jahre verbildlich zu verabschieden. Eine solche Debatte dient vor allem der Legitimation der verschiedenen Angebote und hält schliesslich das Angebot selbst lebendig. Es handelt sich folglich um wichtigen Kitt für Zürich, dessen Bevölkerung auch nach einem Umzug innerhalb der Stadt auf ein quartierbezogenes Angebot abstützen kann. Konkret: Elternvereine, Jugendtreffs, Nachbarschaftshilfe, Quartierzentren, Offene Jugendarbeit.
Auf 79 Seiten schildert die stadträtliche Weisung die Bedeutung jeder einzelnen Organisation und der positiven und wertvollen Wirkung auf die Lebendigkeit und die Zusammenarbeit in und aus den Quartieren. Die Weisung bot also Zündstoff für eine Debatte gegen die S-Volkspartei. So kam es dann auch. Provokative Zwischenrufe wie „bireweich“ von rechter Seite während der Vorstellung der Weisung resultierten darin, dass der SP-Referent Dominique Feuillet die rechte Ratsseite als Hooligans bezeichnete. Die Rechte forderte – vergessend welch Worte sie selbst immer zum Besten gibt – eine Entschuldigung für einen derart „ungeheuren“ Begriff. Die erhielt sie selbstverständlich nicht. Die Rechte schien danach sehr verwirrt.
Vielleicht war es aber auch der Wortteil „Sozio“, der die Opposition dazu brachte, sämtliche städtischen Beiträge an diese wichtigen Organisationen zu verwerfen. „Sozio“ ist ja zu nahe an „sozial“ und daher per se schon links. Auf die Nachfrage, ob es denn einen Grund gibt, wieso sämtliche soziokulturellen Angebote zusammengestrichen, alle Quartierzentren geschlossen und wichtige Vereine in den Quartieren ihrer Mittel entzogen werden sollen: betretenes Schweigen! „Hooligans“ sind offenbar grundlos gegen Soziokultur oder es fehlt ihnen an eigenen Angeboten.