«So wie in den letzten Jahren kann es nicht weitergehen»

Seit 2011 hat sich die Anzahl Velounfälle in der Stadt Zürich mehr als verdoppelt. Obwohl Velorouten für die Sicherheit entscheidend sind, wurden in den letzten 4 Jahren vom Masterplan Velo nur gerade 900 Meter realisiert! Heute hat das Initiativkomitee seine Kampagne offiziell lanciert und verschiedene Argumente präsentiert.

«Wenn es so weitergehen würde wie in den letzten vier Jahren, dann ist der Masterplan Velo erst im Jahr 2432 erfüllt», sagt Florian Utz, Gemeinderat der SP. «So lange kann die Bevölkerung aber nicht warten. Dank der Velorouten-Initiative kann es endlich vorwärts gehen. Wir haben schon vor eineinhalb Jahren einen Plan vorgelegt, wie innerhalb von 10 Jahren 50 km sichere Velorouten realisiert werden können.»

 

Die Velorouten-Initiative wurde im November 2018 von der SP zusammen mit Grünen, GLP, AL, Pro Velo und umverkehR lanciert und innerhalb von nur einem Tag gesammelt. Unterdessen unterstützen auch die EVP, der VCS und Greenpeace das Anliegen. Sowohl der Stadtrat als auch der Gemeinderat empfehlen die Initiative zur Annahme. Heute hat das Initiativkomitee seine Kampagne offiziell lanciert und verschiedene Argumente präsentiert.

 

Ein wichtiger Grund für die breite Unterstützung ist der Handlungsbedarf bei den Velounfällen. «Im letzten Jahr gab es mehr als doppelt so viele Velounfälle wie noch 2011», sagt Silas Hobi, Geschäftsleiter von umverkehR. «Dabei zeigen Untersuchungen aus anderen Städten seit langem, dass die Sicherheit mit abgetrennten Routen erhöht werden kann.»

 

Gerade während der Corona-Krise sind viele Menschen aufs Velo umgestiegen. «Weltstädte wie Berlin, New York, Paris, oder Mailand haben direkt und rasch Massnahmen zur Verbesserung für den Fuss- und Veloverkehr umgesetzt», sagt Yvonne Ehrensberger, Geschäftsführerin von Pro Velo Kanton Zürich. «Obwohl auch in Zürich geeignete Strassen für temporäre Velowege vorhanden gewesen wären, ist leider sehr wenig passiert.»

 

Mit einer konsequenten Velo-Förderung kann die Stadt zusätzlich dazu beitragen, den CO2-Ausstoss zu vermindern. Markus Knauss, Gemeinderat Grüne, führt aus: «Mit einer Verlagerung vom Auto- auf den Veloverkehr könnte massiv CO2 eingespart werden. Das ist auch dringend nötig, wenn wir in Zürich bis 2030 das Netto-Null Ziel erreichen wollen.»

 

Aber nicht nur fürs Klima, auch für die Gesundheit ist das Velo eine Chance. Natalie Eberle, Gemeinderätin der AL, sagt dazu: «Laut der Studie des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) von 2017 verursacht der private Personenwagenverkehr 2154 Mio. Fr. Gesundheitsschäden. Schadstoffe und Lärm sind ein grosses Problem für die Gesundheit.» Wer hingegen 20 Minuten pro Tag Velo fährt, reduziert das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung um 10 Prozent.

 

Sven Sobernheim, Gemeinderat der GLP, stellt zudem klar: «Die Gegenkampagne argumentiert sehr abenteuerlich. Wir freuen uns, wenn wieder etwas mehr Ehrlichkeit und Respekt in die Debatte zurückkehrt. Der Gewerbeverband spielt sich als Vertreterin der Zufussgehenden auf, dabei sorgt die Initiative doch gerade dafür, dass gefährliche Mischverkehrsflächen aufgehoben werden.»