Viel Lärm um Flughafenaktien

Die Stadt Zürich soll ihre Flughafenaktien verkaufen – per 30.06.2018 – dies verlangt eine Motion von Grünen und SVP und darüber diskutierten wir im Gemeinderat – am 4. Juli 2018.

Dies ist nicht die einzige Widersprüchlichkeit in diesem Vorstoss. Die Motionäre monieren unter anderem, dass die Flughafen Zürich AG Beteiligungen im Ausland halte, so in Chile und in Brasilien. Dem ist tatsächlich so und noch viel schlimmer: auch in Kolumbien, Honduras und Curaçao mischt der Flughafen Zürich heute mit. In der Konzernbilanz machen diese Geschäfte per 31. Dezember 2016 zusammen 14,7 Millionen von insgesamt 4,065 Milliarden Franken aus. Das sind 0.36%. Im Bankenslang würde man hier wohl von Peanuts sprechen.

 

Die Motionäre behaupten weiter, mit einer Vertreterin im Verwaltungsrat sei die Stadt unternehmerisch aktiv tätig und verantwortlich «ohne allerdings irgendwelchen politischen Einfluss auf die Ausrichtung des Unternehmensnehmen zu können.» Woher wollen die Motionäre das wissen? Gleichzeitig schreiben sie, die Stadt solle ihr Engagement zumindest soweit reduzieren, dass sie ihre «Interessenvertretung über die GV noch geltend machen kann, aber nicht mehr als Investor auftritt.» Das ist ein Widerspruch in sich. Wenn wir als Stadt die Interessen der Stadt wahrnehmen wollen, dann sicher im Verwaltungsrat und nicht nur über die GV. Nur als Mit-Besitzerin des Flughafens kann die Stadt auch mit-reden. Mit-Besitzerin heisst hier Aktionärin. Die Motionäre verwenden dauernd die Begriffe Investorin und Investition.

 

Das Flughafengelände liegt in Gehdistanz der Stadtgrenze, also nur zufälligerweise nicht oder noch nicht auf Stadtgebiet. Ich als Stadtbewohner möchte, dass die Stadt möglichst direkt mitreden kann.

 

Am Flughafen wird gerade der Circle gebaut. Dessen Architekt ist der Japaner Yamamoto Riken und dieser hat in einem Interview in der NZZ am 8. Mai gesagt: «Wir wollen eine Altstadt mit neuer Technik auf mehr als 270’000 m2 Fläche schaffen. Die Dichte ist beim Circle sehr hoch […]». Wir dürfen ruhig über die Stadtgrenzen hinausdenken. Ich jedenfalls freue mich auf die neue Altstadt ausserhalb Zürichs.

 

Vor allem stören sich die Motionäre am buchhalterischen Problem, dass Kursschwankungen der Aktien direkt auf die städtische Bilanz durchschlagen. Dann lösen wir eben das buchhalterische Problem. Und das wird die Stadt machen. Konstruktiv wäre gewesen, vorzuschlagen: wie kann die Stadt die Aktien behalten und somit Mitbesitzerin bleiben, und sich gleichzeitig gegenüber den Kursschwankungen abzusichern? Wo kämen wir denn hin, wenn wir jedes Mal, wenn es in der Buchhaltung kompliziert werden würde, einfach verkaufen würden?

 

Eine persönliche Note zum Schluss. Die Motionäre schreiben: «Mit Inbetriebnahme des «Circle» wird sich dieses Verhältnis voraussichtlich recht markant zu Gunsten des Ertrages aus Immobilien verändern.» Dieser Satz freut mich als Mit-Motionär der Motion Carparkplatz natürlich besonders. Das bedeutet nämlich, dass die Stadt Zürich so Mitbesitzerin an einem Kongresszentrum für bis zu 2’500 TeilnehmerInnen an bester Lage wird, dem die Motionäre sogar künftig Erträge, d.h. Erfolg, zuschreiben.