Nein zur rückwärtsgewandten Verkehrspolitik am Rosengarten

Am 9. Februar 2020 stimmen wir über den Rosengarten-Tunnel ab. Das Projekt entspricht einer Verkehrspolitik aus dem letzten Jahrhundert und verdient darum ein klares Nein.

Das Tunnelprojekt am Rosengarten würde für viele Stadtquartiere der Stadt Zürich zwischen Milchbuck und weit über den Albisriederplatz zu massiven Problemen führen. Nicht nur sollen zwölf Gebäude im Wert von 84 Millionen Franken abgerissen werden, sondern es würden auch Grünanlagen zerstört und ganze Baumalleen ersatzlos eliminiert. Auch der Irchelpark, eine grüne Erholungsoase und wichtig für das Stadtklima, würde verkleinert. Gewaltige Tunnelportale am Milchbuck, am Bucheggplatz und am Wipkingerplatz würden die seit Jahrzehnten gewachsenen Stadtteile verschandeln.

Hochleistungstunnel im Wohnquartier

Kernstück des über 1,1 Milliarden Franken teuren Projekts ist ein Hochleistungstunnel, der in einem Wohnquartier beginnt und auch in einem Wohnquartier endet. Am schlimmsten wären die Folgen am Wipkingerplatz zu spüren: Für das neue Bauwerk mit seinen neun Fahrspuren müsste eine ganze Häuserzeile abgerissen werden – nur damit die Tunneleinfahrten Platz finden. Und dies in einem Quartier, das gemäss den Befürworterinnen und Befürwortern dieses Projekts eigentlich profitieren sollte. Ein solches Vorgehen von regierungsrätlicher Seite als «Stadtreparatur » zu bezeichnen, ist zynisch.

Auch verkehrspolitisch ist das Projekt ungenügend. Mit dem geplanten Projekt würden grössere Kapazitäten für den Autoverkehr geschaffen, hat es doch eine Mehrheit im Kantonsrat abgelehnt, eine Obergrenze für den Autoverkehr festzulegen. So muss davon ausgegangen werden, dass nach der Realisierung des Projekts mehr Autos als heute durch die Quartiere brausen würden. Der Tunnel würde voraussichtlich 2030 eröffnet werden. Angesichts der Bestrebungen, für den Klimaschutz in der Stadt Zürich bis ins Jahr 2030 Nettonull- CO2-Emissionen zu erreichen, ist eine Milliarden investition in fossilbetriebene Fahrzeuge ziemlich absurd.

Probleme für den ÖV

Am Albisriederplatz würde die erst vor Kurzem aufwendig sanierte Umsteigedrehscheibe für Tram- und Buspassagiere aufgehoben. Die künftig längeren Umsteigewege würden die Nutzung des öffentlichen Verkehrs in den Stadtkreisen 3, 4 und 9 massiv behindern. Die beiden wichtigen städtischen Buslinien 72 und 83 könnten nach der Realisierung des Projekts am Rosengarten gar nicht mehr über den Albisriederplatz fahren. Damit würden praktisch ganze Stadtquartiere vom öffentlichen Verkehr abgeschnitten.

Note «ungenügend»

Sogar das Bundesamt für Raumentwicklung hat dem Projekt die Note «ungenügend » erteilt – als es das Projekt im Rahmen des Agglomerationsprogramms prüfte. Der Bund ist bisher nicht bereit, die vom Kanton Zürich beantragten 440 Millionen an das Milliardenprojekt zu leisten. Sorgen wir dafür, dass sich diese Frage gar nicht stellt, und lehnen wir das rückwärtsgewandte Projekt an der Urne wuchtig ab.

 

(Ursprünglich erschienen im Magazin umverkehRen)