Geschäftsbericht 2011 – Ein Schönwetterbericht

Was hat die rechte Ratsseite nicht alles zum Besten gegeben bei der Debatte über den Geschäftsbericht 2011. Es werde „eitel Sonnenschein“ demonstriert, beklagt die Opposition. Der Stadtrat habe einen „Schönwetterbericht“ vorgelegt, moniert dieselbe. Ausführungen zu den von rechter Seite reklamierten Problemen fänden keine Erwähnung. Dies führe dazu, dass alle ausser der SVP zufrieden seien. Nach einer ungehörigen Beleidigung an die Adresse des Stadtrates und insbesondere an Stadtpräsidentin Corine Mauch und einem unmöglichen medizinischen Kommentar, die Stadt Zürich sei ein oberflächlich gesunder Patient mit kranken Organen, stellt sich mir nur noch diese Frage: Wann verlässt die SVP das von ihr ach so verschmähte Zürich an der Limmat? Wohl nie, denn ganz zum Schluss ihres Plädoyers erwähnt ein Oppositions-Sprecher die Worte, die ihr ganzes Negativ-Kartenhaus in sich zusammenkrachen lassen: „Aber auch wir leben gerne in dieser Stadt“.

Die Erkenntnis scheint den Votanten erst während des Redens in den Sinn gekommen zu sein, schliesslich kritisieren sie einen ausgewogenen Geschäftsbericht über eine moderne Stadt mit höchster Lebensqualität, Quartieren für die Bevölkerung, grossem kulturellem Angebot, kreativer Wirtschaft, ausgewogenen Finanzen und erfolgreichen Unternehmen. Auch müsste die Frage gestellt werden, was man sich unter einem Geschäftsbericht vorstellt. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass ein solches Dokument beispielsweise in einem Verein dazu dient, die Vorzüge der Tätigkeiten und deren positive Auswirkungen zu betonen. Es dient einer kurzen und knappen Zusammenfassung der geleisteten Arbeit des Vorstandes und bietet den Überblick über den Stand der Arbeiten bei Aufträgen aus den Kreisen der Mitglieder. Auch der Geschäftsbericht eines Gemeinwesens wie der Stadt Zürich funktioniert nicht anders, auch wenn das Dokument mit 432 Seiten nicht mehr als „knapp und kurz“ zu bezeichnen ist. Selbstverständlich muss es auch die Möglichkeit geben, Kritik an der Arbeit der Stadt anzubringen. Zu diesem Zweck trifft sich der Gemeinderat mit den Stadträtinnen und Stadträten in den Kommissionssitzungen sowie jeden Mittwochabend auch im Parlament und nicht etwa einmal im Jahr auf gedrucktem Papier. Wenn also auf all diesen Seiten nichts auffindbar ist, das real und inhaltlich kritisiert werden kann, dann muss es dieser Stadt tatsächlich sehr gut gehen. Alle scheinen dies mit Freude und gewissem Stolz zu akzeptieren, nur eine Partei sucht vergeblich nach Gewitterwolken im Schönwetterbericht.