3000 Zeichen über Quoten

Im Frühling 2000 kam die sogenannte Quoteninitiative vor das Stimmvolk und fuhr mit nur 18-Prozent Ja-Stimmen eine vernichtende Niederlage ein. Die Quoteninitiative wollte eine gerechte Vertretung von Frauen im Nationalrat. Nach dem klaren Volks-Nein war die Diskussion in der Schweiz erledigt. Bei vielen gab es auch die Hoffnung, dass diese Diskussion von selbst unnötig wird, weil sich dank der zunehmenden Gleichberechtigung der Geschlechter die ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern in allen Bereichen von selber durchsetzen wird. Die Hoffnung hat sich bis heute nicht erfüllt.

Eine neue Dynamik in der Diskussion rund um die Frauenquote (die heute Geschlechterquote heisst, weil es um eine gerechte Vertretung beider Geschlechter geht) entstand ausgerechnet durch einen konservativen Mann, dem damaligen Wirtschaftsminister von Norwegen. Genervt durch das Gejammer der Firmen, sie würden keine qualifizierten Frauen für Verwaltungsräte finden, führte Norwegen kurzerhand eine Quote von 40 Prozent bei Verwaltungsräten von börsenkotierten Firmen ein. Mittlerweile erfüllt Norwegen die Quote locker und überlegt sich auch, diese Regelung bei nichtbörsenkotierten Unternehmungen einzuführen. In der Schweiz ist der Anteil der Frauen in den Verwaltungsräten bei 11 Prozent.

Die norwegische Regelung hat die Diskussion wieder beflügelt. Mittlerweile wird die Idee einer zeitlich begrenzten Geschlechterquote keineswegs nur noch von Linken befürwortet, auch die FDP Frauen Schweiz und die Business & Professional Women sprechen sich dafür aus. Namhafte Unternehmerinnen wie Heliane Canepa oder Antoinette Hunziker-Ebneter unterstützen mittlerweile eine Quote. Der Grund: Viele Frauen sind ungeduldig geworden. Denn obwohl heute viele Frauen arbeiten, eine gute Ausbildung haben und im mittleren Kader tätig sind, sind die Männer in den obersten Führungsetagen noch immer fast unter sich. Und – auch wenn sich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert hat, ist die Last meist bei den Frauen. Das Scheitern des Familienartikels ist ein Ausdruck davon, dass in der Schweiz das traditionelle Familienbild immer noch sehr stark ist.

Isabel Garcia von der GLP und ich reichten gemeinsam eine überparteilich unterstützte Motion ein, die eine Geschlechterquote von einem Drittel im Kader der städtischen Verwaltung fordert. Der Stadtrat nimmt die Motion entgegen, er ist also bereit, die Forderung umzusetzen. Wir glauben, dass die Stadt als fortschrittliche Arbeitgeberin hier mit gutem Beispiel voran gehen soll und auch kann. Die Diskussion um eine Quote ist sehr umstritten – viele Frauen selbst lehnen sie ab, weil sie fürchten, eine Quotenfrau zu sein. Dabei geht vergessen, dass heute Frauen, wenn sie als einzige in einem Verwaltungsrat sitzen oder in einer Kaderposition sind, immer Exotinnen sind und meistens eben genauso aus Repräsentationsgründen geholt wurden. Wir sind der Ansicht, ein Arbeitgeber kann sich selber bei der Rekrutierung und Besetzung von Arbeitstellen Ziele setzen. Und weil bekannt ist, dass gemischte Teams besser funktionieren und arbeiten, so ist diese Zielvorgabe nicht nur realistisch, sie ist auch zielführend.